Angler entnehmen mehr Nährstoffe als sie durch Anfüttern einbringen!  

(von Thomas Kleforth, Matthias Emmrich, Ralf Gerken & Florian Möllers // Kurzfassung – AV Nds.)

Jeder Angler weiß: Anfüttern ist elementarer Bestandteil beim Angeln auf Fische wie Brassen, Rotaugen und Karpfen. Anfutter enthält Nährstoffe – Phosphor zum Beispiel.

Klare Sache: Gelangen zu viele Nährstoffe ins Gewässer, die ein erhöhtes Pflanzen- und Algenwachstum begünstigen (wie Phosphor), eutrophiert es oder kippt sogar um. 

Keiner will das, schon garnicht in Schutzgebieten!   

Schlussfolgerung so mancher Behörde: Anfüttern muss verboten werden. Genau das wird aktuell vielerorts gefordert im Zuge von Schutzgebietsausweisungen.

ABER ACHTUNG!: In Form von geangelten Fischen werden mehr Nährstoffe (insbesondere Phosphor) dem Gewässer entzogen als durch Anfüttern eingebracht werden (Abb. 1)!

Fischentnahme= Nähstoffreduktion                                                                                                                                                                                                                            Der deutsche Durchschnittsangler verwendet 7,32 kg Futtermittel pro Jahr. Gleichzeitig entnimmt er in derselben Zeit 13 kg Fisch – und damit auch Phosphor! Denn, Fische nehmen Phosphor auf und lagern es im Körper ein. Umgerechnet bedeutet das:

P-Eintrag = 34 g, P-Entnahme = 73 g

Fazit: Angler entziehen dem Gewässer mehr als doppelt so viele Nährstoffe, wie sie einbringen!

Damit ist das Angeln die einzige flächendeckende Freizeitbeschäftigung, die dem künstlichen Nähstoffeintrag in unserer Kulturlandschaft entgegenwirkt.

Anfüttern in Maßen kein Nachteil für Nähstoffbilanz

Da die Anzahl gefangener und entnommener Fische mit dem Eintrag der Futtermittel bis zu einem Sättigungspunkt ansteigt (Abb. 1), ist ein moderates Anfüttern prinzipiell nicht nachteilig für den Nähstoffhaushalt eines Gewässers.

„Moderat anfüttern“ heißt: Bis zu einer Futtermenge von ca. 2 kg / Angler / Tag erhöht das Anfüttern den Nährstoffeintrag. Wissenschaftliche Studien aus Deutschland und anderen Ländern Europas belegen diese wichtige Erkenntnis.

Für sensible Gewässer wie kleine, nährstoffarme Flachseen gilt eine einfache Faustformel: Eine Nährstoffentnahme findet immer dann statt, wenn mehr Kilogramm Fisch entnommen wird als Anfutter eingebracht wurde.

Anfütterverbote sinnlos!

Auch für die Fische ist das Anfüttern grundsätzlich positiv. So wird ein Großteil der meisten eingebrachten Futtermittel von den Fischen gefressen. Das Anfutter stellt eine Nahrungsergänzung dar, vergleichbar mit dem Zufüttern von Singvögeln in Städten, Gärten und Parks.

Gleichzeitig zeigen neuste Studien, dass das eingebrachte Futter keinen Einfluss auf andere Wasserlebewesen hat und der Nähstoffeintrag von Anglern gegenüber Einträgen aus der Landwirtschaft oder durch Gänse zumeist verschwindend gering ist.

Tageshöchstgrenzen für Anfuttermittel sind heute in vielen Anglervereinen etabliert. Bedenkt man außerdem, dass die Verwendung  von bis zu 2,5 kg Anfutter pro Angler und Tag die Nährstoffentnahme fördert, ist eine

Gewässerschädigung durch das Anfüttern in sensiblen Gewässern unwahrscheinlich.

Vor diesem Hintergrund erscheint das Anfütterverbot in Schutzgebieten unbegründet und sinnlos.

Was können Angelvereine tun?

Angelvereine können für jedes Gewässer eine individuelle Nähstoffbilanz ermitteln und zwar durch erweiterte Fangstatistiken inklusive einer Erhebung des Angelaufwandes und zusammen mit einer stichprobenartigen Erfassung der Futtermenge.

Auch rechnerische Schätzungen sind einfach anwendbar und zuverlässig (Abb. 1)

Letztlich wäre ein Verbot des Anfütterns nicht nur schlecht für die Angler und die Fische, sondern auch für die nachhaltige Gewässerbewirtschaftung und damit für unsere Wasserlebensräume als Ganzes.

Abb.1: Phosphoraustrag durch Fischentnahme (schwarze Linie) und Netto-Phosphoreintrag bei Verwendung durchschnittlicher Futtermixe (gestrichelte Linie)

(vgl. Wolos et al. 1992, Aquacult, Fish. Managem., 23: 499 – 509)

Eindeutig: Bis zu einer Futtermenge von rund 2,5 kg / Angler / Tag übersteigt die Nährstoffentnahme den Nähstoffeintrag.

Bei fehlenden Daten zur Fangmenge kann der Phosphoraustrag (g) je eingesetzter Futtermenge (kg) anhand folgender Formel geschätzt werden:

Phosphataustrag (g) = 2,+ 5,51 * (Futtermenge (kg))2 (hoch zwei)                                                 

(F = 15,2; df1 = 2; df2 = 8; P = 0,002; R2 (hoch zwei) = 0,791)

Quelle: nachgehakt: Anfüttern – Anglerverband Niedersachsen e.V. / 03.07.2016